Wie verändert Digitalisierung unsere Arbeitswelt?

Digitalisierung betrifft jeden Einzelnen von uns. Sie geht jeden an. Doch wie kann man sich auf sie vorbereiten? Geht das überhaupt?

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Digitalisierung geht uns alle an

Die Entwicklungen der Digitalisierung lassen sich nicht wegwischen. Wir können auch nicht davor weglaufen. Wohin auch? Die ganze Welt ist mittlerweile digitalisiert, auch in den entlegensten

Winkeln. Wir erleben und leben ein „Digilife“. Rückzug ist also nicht die richtige Strategie.

Ob es uns nun gefällt oder nicht, wir leben in einer VUCA-Welt, die geprägt ist von Unsicherheit,

Komplexität, Mehrdeutigkeit und Unberechenbarkeit. Die Planbarkeit, die noch das Leben unserer Eltern beherrschte, gibt es nicht mehr. Spätestens seit der Erkenntnis, dass auch Lebensversicherungen nicht den risikolosen Planertrag wie erhofft erbringen, begreifen wir mehr und mehr, dass sich unsere Umwelt und die Rahmenbedingungen für das Berufsleben nicht zuletzt wegen der Digitalisierung stetig ändern.

Also bleibt uns nichts anderes übrig, uns mit Digitalisierung auseinanderzusetzen. Wir sollten ihre Wirkungen und Auswirkungen kennen, um die Herausforderungen, die sie an uns stellt, zu managen und zu meistern. Doch welche Auswirkungen hat sie auf das Leben einzelner? Die Antwort lautet: enorm viele – und sie fangen bereits in der Kindheit an.

Mittlerweile gibt es Stimmen, die bezweifeln, ob unsere Kinder in der Schule gut auf das digitale Zeitalter vorbereitet werden. Lernen sie dort die richtigen Dinge und eignen sie sich dort die richtigen Fähigkeiten an? Weiter geht es mit der Wahl der Ausbildung und der Berufswahl. Auch hier spielt die Digitalisierung eine erhebliche Rolle. Gibt es das Berufsbild, auf das man sich mit der Ausbildungswahl festlegt, in zehn der 20 Jahren überhaupt noch oder fällt es vielleicht disruptiven Technologien zum Opfer oder wird es vielleicht sogar von Robotern abgelöst?

Und auch im Berufsleben selbst ist die Digitalisierung allgegenwärtig: Lebenslanges Lernen ist angesagt, wenn man auf dem neuesten Stand der Technik bleiben und mit den digital Natives mithalten will. Wohl kaum jemand wird künftig mit dem beschäftigt sein, was er mal gelernt hat. Flexibilität ist gefragt, denn es kann sein, dass das eigene Berufsbild bei der nächsten disruptiven Innovation wegfällt oder das Unternehmen, in dem man arbeitet, von der nächsten Digitalisierungswelle überrollt wird.

Ausbildungs- und Berufswahl

Welche Jobs und Karrieren sind trotz oder gerade aufgrund der digitalen Transformation auch in der Zukunft sicher? Es lohnt sich in diesem Zusammenhang zunächst über die Grenzen der Digitalisierung nachzudenken, um die Zukunftsfelder der menschlichen Beschäftigung auszuloten.

Welche Kompetenz lässt sich also nicht durch künstliche Intelligenz oder mit technologischen Innovationen ersetzen? Die folgende Übersicht zeigt solche Fähigkeiten, die ausschließlich dem Menschen vorbehalten sind.

Die Grenzen der Digitalisierung – Menschen bleiben analog:

  • Die Kompetenz, eigenständig neue Muster und Trends zu erkennen, die auf Intuition
  • und Gefühl beruhen.
  • Die Kompetenz, neue Lösungsansätze zu kreieren.
  • Die Kompetenz, komplex zu kommunizieren.
  • Die Kompetenz, physisch zu anderen in Kontakt zu kommen.
  • Die Kompetenz, ein einfühlsamer Gastgeber zu sein.
  • Die Kompetenz, Empathie zu zeigen und zu vermitteln.

Wir haben als Individuum bei der Wahl unseres zukünftigen Berufs oder des nächsten Karriereschritts zwei Handlungsoptionen:

  1. Wir können eine Tätigkeit wählen, die nicht oder nur sehr eingeschränkt digitalisierbar ist. Jobs in der Pflege und Betreuung von Menschen und Tieren wird es beispielsweise immer geben. Auch komplexe Beratungsleistungen oder handwerkliche Tätigkeiten beim Kunden vor Ort sind nur schwer digitalisierbar.
  2. Alternativ können wir eine Tätigkeit wählen, die schwerpunktmäßig die Werkzeuge und Vorteile der Digitalisierung entwickelt, sie nutzt und anwendet oder „ins Verdienen bringt“. Hier haben sich in jüngerer Vergangenheit komplett neue Berufsbilder entwickelt, der Daten-Analyst, Web Desginer; 3D-Konstrukteur; Game-Consultant etc..

Skizze einer zukünftigen Arbeitswelt

Arbeit wird auch zukünftig entweder von Maschinen oder von Menschen übernommen werden. Die Arbeit, die Menschen zukünftig noch ausführen werden, wird sich in Zukunft grundsätzlich aufteilen. Zum einen zwischen vernetzten und kommunikativen Generalisten, die das gesamte Projekt oder Unternehmen im Fokus haben. Zum anderen in hoch spezialisierte Fachleute, die flexibel im Unternehmen und auch ausserhalb zur Wertschöpfung eingesetzt werden. Dauerhafter Erfolg in einem zunehmend härter werdenden Wettbewerb wird sich nur dann einstellen, wenn das Zusammenspiel zwischen den Personen / Funktionstypen funktioniert. Das wird die Aufgabe eines „Unternehmens-Chefs oder „Leaders“ sein. Das Verständnis des heutigen Managers wird zukünftig als Generalist Projekte „managen“. Das Management der Zukunft wird sich in Richtung einer eigenverantwortlichen Steuerung eines jeden Mitarbeiters entwickeln. Die zukünftigen Manager oder Leader werden die Rahmenbedingungen gestalten müssen, damit dieses erfolgreich gelingt.

Die immer stärkere Vernetzung der Mitarbeiter/innen wird dazu führen, daß sich die Formen der Zusammenarbeit im Unternehmen auf eine andere kulturelle Stufe mit Ehrlichkeit und Vertrauen, was sofort nachprüfbar sein wird, verändern werden. Die Vernetzung führt auch zu einem stärkeren Wettbewerbsdruck um die gesuchten Köpfe und Talente. Diese gesuchten Fachkräfte können dank digitaler Vernetzung, Collaborations-Hubs, Coworking-Spaces, Interims-Portalen etc.  problemlos wechseln.

Durch die Vernetzung wird Wissen immer stärker kopierbar und kopiert werden. Die Fortentwicklung der sogenannten „künstlichen Intelligenz“ (KI) wird diesen Trend der Überall-Verfügbarkeit von Daten und Wissen beschleunigen. Wissen wird sich ausbreiten, nicht aber Erfahrung. Erfahrung in der Umsetzung wird zum USP von Fachleuten und Unternehmen!

Der Wettbewerbsdruck und die sich herausbildende Klasse von Generalisten und Spezialisten wird dazu führen, dass ein „einfach mitlaufen“ in der Arbeitswelt schwerer möglich sein wird. Dieser Wandel wird so schnell erfolgen, dass die Generation „ich habe noch 10 bis 15 Jahre bis zur Rente“, also die Menschen im letzten Viertel ihrer Erwerbsbiografie diese Veränderungen noch bewältigen müssen. Diese Generation muss teilweise nochmal neu lernen, da sich ihr Berufsbilder (Bankkaufmann, Mechatroniker, Lehrer etc.) radikal verändern. Diese Menschen müssen Angebote zum Um- und Nachlernen erhalten, um nicht in die Falle der Resignation und Verweigerung zu fallen.

Die Arbeitsinhalte, die nicht von Computern übernommen werden können, also die ein hohes Maß an Empathie, Kreativität, Emotionalität benötigen werden an Wert gewinnen. Und erst dann wird die „Verwaltung“ von Menschen besser bezahlt werden als die Verwaltung von Kapital und Maschinen. Eine Hoffnung für Kindergärtner, Altenpfleger, Krankenschwestern, Jugendarbeiter etc.


Ihre persönliche Digitalisierungsstrategie

Der Digitalisierung kann sich niemand entziehen – man hat nur die Wahl, in welchem Umfang man sie in sein Leben lässt.

Wenn wir uns für einen aktiven Umgang mit der Digitalisierung entscheiden und damit Wertschöpfung leisten und sie zum Teil unseres ganz persönlichen Geschäftsmodells machen wollen, benötigen wir einen digitalen Blickwinkel und eine ebensolche Rundumsicht als Anwender und Gestalter. Das bedeutet ein Um- und Vorausdenken in drei wesentliche Richtungen. Es gilt,

  1. unsere Anwendungskompetenz in punkto Digitalisierung zu steigern. Das umfasst unter anderem die Beherrschung von solchen Softwareprogrammen,  Netzwerken und solcher Hardware, die wir im Privat- und Berufsleben brauchen.                              
  2. unsere Kenntnis zu gesellschaftlich und kulturellen Wirkungen der Digitalisierung zu vertiefen. Informieren Sie sich also, welche Folgen sie in Ihrem Bereich auf die Aus- und Fortbildung, auf den Job, die Informationspolitik, Geschäftsmodelle etc. hat.
  3. unser Wissen über technologische Möglichkeiten, Voraussetzungen und Anwendungen der Digitalisierung zu erweitern, z. B. in punkto IT-Technik oder neue Anwendungen und Technologien etc.

Zudem wird es auch zukünftig notwendig sein, über Grundlagenwissen beispielsweise in Mathematik, Physik, Logik, Sprachen, Philosophie, Kunst, Geschichte etc. zu verfügen. Dieses Basiswissen ist auch zukünftig in einer digitalisierten Welt unverzichtbar. Zwar kann man jetzt alles, was man wissen will, googeln und im Internet nachlesen. Wenn uns allerdings  der Bezugsrahmen für dieses Wissen fehlt, können wir es nicht einsortieren, einordnen und mit anderen notwendigen Aspekten in den notwendigen Zusammenhang bringen. Die Begriffe und Inhalte sind dann inhalts- und bezugsleer und bringen uns nicht weiter.

Beispiel: Koordinatensystem

Nehmen wir beispielsweise die Koordinaten 7‘54‘‘15‘‘‘ 49‘57‘‘55‘‘‘. Ohne die Kenntnis des Systems von Längen und Breitengraden und ohne das Wissen, dass man einen Start – und einen Zielpunkt benötigt, um eine Wegstrecke anhand von Koordinaten berechnen zu können, bleibt diese Information aus dem Netz ohne Bezug und Informationsgehalt.

Doch Grundlagenwissen allein reicht nicht aus. Lernen ist angesagt, und zwar lebenslang. Das gilt für alle: Angestellte wie Selbstständige und Arbeitnehmer. Der stetige Wandel verlangt eine permanente Aktualisierung des eigenen Wissens – und zwar in Selbstverantwortung weit über betriebliche Weiterbildungsangebote hinaus. 

Auch zukünftig werden wir es bei schnellen Umfeldveränderungen mit chaotischen Rahmenbedingungen zu tun haben, bei der die beste Vorgehensweise „Versuch und Irrtum“ ist. Um diesen Prozess effizient zu gestalten ist ein effizientes Testdesign hilfreich.

Diese Grundlagen eines erfolgreichen Testdesign für Innovationen sollten grundsätzlich verstanden sein. Die nachfolgenden sieben Regeln geben dazu eine Anregung:

  1. Tests sollten möglichst einfach und preiswert gestaltet werden
  2. Definieren Sie genau, was Sie eigentlich wann bei wem in welchem Kontext testen wollen.
  3. Testen und probieren Sie es erstmal selber und testen Sie die Grundlagen. Ist das zu testende Gerät an den Strom angeschlossen? Sind die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen (z.B. LTE-Empfang) zum erfolgreichen Einsatz überhaupt beim User vorhanden?                        
  4. Definieren Sie genau die folgenden Aussagen bei dem Testdesign: Was wird angeboten? Wie laufen Austauschbeziehungen ab? Was soll gerauscht werden? Was wird für die Leistung erwartet? Wer soll die Leistung nutzen?                        
  5. Beachten Sie auf die Aussagekraft und die Repräsentativität bei der Stichprobe.
  6. Dokumentieren Sie die Ergebnisse genau, um präzise Erkenntnisse zu gewinnen und um eine Lernkurve zu haben.  Dokumentieren Sie die Ergebnisse genau, um präzise Erkenntnisse zu gewinnen und um eine Lernkurve zu haben.


Tipps zum (Über-)Leben in VUCA-Zeiten

Sie leben in einer Zeit, die nicht zuletzt wegen der digitalen Transformation geprägt ist von permanenten Veränderungen. Das können Sie nicht ändern, Sie können es aber lernen, mit dem Wandel umzugehen.

  1. Bleiben Sie am Ball: Informieren Sie sich kontinuierlich über digitale Entwicklungen, die für Ihren Job oder Ihr Privatleben relevant sind.
  2. Bleiben Sie neugierig. Interessieren Sie sich für Veränderungen! Dieses Interesse aufzubringen ist einfach, wenn Sie sich vor Augen führen, dass die nächste digitale Neuerung vielleicht auch Ihr Privatleben oder/und Ihren Job schöner, besser und leichter macht.                        
  3. Sie sind nicht allein. Andere haben ebenfalls so ihre Schwierigkeiten mit dem ständigen Wandel. Netzwerken Sie und tauschen Sie sich aus! Profitieren Sie vom Know-how der anderen.                          
  4. Bringen Sie sich aktiv in den Veränderungsprozess ein und produzieren Sie verwertbare Informationen und Erfahrungen in öffentlichen Foren!
  5. Haben Sie Mut, sich ab und an neu zu erfinden. Wechseln Sie den Job. Das bringt neue Erfahrungen und trainiert den Umgang mit Veränderungen. 
  6. Organisieren Sie sich und nutzen Sie digitale Werkzeuge, wie Cloud-Dienste, Online Tools etc.
  7. Seien Sie flexibel – vergleichbar mit einem Bambus: Er biegt sich und passt sich den Stürmen an, aber er bricht nicht.

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